Deißlingen ist seit alters her ein klassisches Straßendorf. Die Gebäude entstanden im Lauf der Jahrhunderte entlang der Hauptverbindungswege und das Dorf wuchs entlang dieser Achsen in die Fläche. Das war eine durchaus übliche Entwicklung im ländlichen Raum, wenn ein Dorf keine Marktrechte und damit auch keinen Marktplatz hatte. Ein wahrnehmbarer Ortsmittelpunkt fehlte Deißlingen somit über die Jahrhunderte. Zwar waren mit Kirche und Rathaus zwei stattliche Gebäude weithin erkennbar, die den Ortsmittelpunkt markieren, das Umfeld hierfür fehlte aber.
Über viele Jahrzehnte reifte der Wunsch, der Gemeinde einen Mittelpunkt zu schaffen. Die Möglichkeit war bereits seit den 1990er Jahren mit dem Rückbau des Firmengebäudes der Uhrenfabriken Würthner/Jerger in zentraler Lage gegeben. Zahlreiche Gedanken und Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen - bis im Jahr 2011 mit dem Gemeindeentwicklungsplan und einer breiten Beteiligung der Bürgerschaft ein Konzept formuliert wurde, das der Gemeinderat gewillt war umzusetzen. Wohnen und Gewerbe, Aufenthalts- und Grünflächen sowie Sichtachsen wurden definiert und als Aufgabenstellung in einen Städtebaulichen Wettbewerb gegeben. Dieser kürte im Jahr 2014 den Entwurf der Tübinger Städteplaner Hähnig & Gemmeke zum Sieger, der eine moderne Ortsmitte mit hoher Funktionalität und Aufenthaltsqualität abbildete. Der Entwurf stieß auf große Zustimmung in Bevölkerung und Gemeinderat, so dass in den Folgejahren die Umsetzung angegangen wurde. Voraussetzung hierfür war die Aufnahme der Gemeinde in das Landessanierungsprogramm, die im ersten Anlauf im Jahr 2015 glückte. Die vorbildliche Vorbereitung und die Beteiligung der Bürgerschaft an der Konzeption wurde sogar vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg mit dem Preis "Stadt-Bürger-Dialog" ausgezeichnet.
Die Konkretisierung der Planung und deren bauliche Umsetzung dauerte weitere fünf Jahre, so dass der erste Bauabschnitt im Jahr 2021 fertiggestellt werden konnte. Mit einem großen Einweihungsfest für die gesamte Bürgerschaft wurde der neue Dorfplatz im Juli 2022 eingeweiht. Dabei zeigte sich durchaus die Festtauglichkeit des Platzes, was von Beginn an ein wichtiges Anliegen war. Die attraktive Wohnlage sowie die medizinischen und Dienstleistungsangebote werden seither geschätzt und tragen zur Identitätsbildung der gesamten Gemeinde bei. Weitere Wohnbauabschnitte folgen in den Jahren 2023 und 2024.